Kreisverband Hochtaunus

Naturbeobachtungen Bad Homburg

Hirschkäferzeit

 (Dr. Mareike Possienke/naturalium.de)

Mitte Juni: Es ist wieder soweit – die Hirschkäfer (lat.: Lucanus cervus) sind unterwegs. Die beeindruckend großen Käfer, die bis zu 8 cm lang werden können, sind in Bad Homburg in der Dämmerung der Sommerabende insbesondere in der Nähe von Eichen zu beobachten. Die Männchen weisen ein eindrucksvolles Geweih auf, das den Weibchen fehlt. Diese können allerdings schmerzhafter zubeißen als die Männchen. Daher wird davon abgeraten, sie auf die Hand zu nehmen. Hirschkäfer gelten in Deutschland als stark gefährdet und stehen daher unter besonderem Schutz. Für ihre Entwicklung, die sich in Totholz vollzieht, brauchen sie bis zu acht Jahre. Ist die Ernährungssituation während der Entwicklung nicht ideal, bilden die Männchen ein kleines Geweih aus (Hungermännchen).

Die Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulinge

 (Foto: Heribert Beck)

Mitte Juli: In Bad Homburg haben wir das Glück, dass der seltene und unter strengem Schutz stehende Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (lat.: Phengaris nausithous) bei uns auf einigen Wiesen zuhause ist. Dazu gehören auch einige Flächen in Dornholzhausen, auf denen 2022 bis zu fünf Exemplare gleichzeitig gesehen wurden. Dass dies schon das Herz der Schmetterlingsfreunde höherschlagen lässt, zeigt, wie besonders die Sichtung der Falter ist.

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist ein relativ dunkler und nicht sehr großer Falter, der eine charakteristische Flügelunterseite aufweist. Ihre Eier legen die Weibchen einzeln auf dem Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ab. Die daraus schlüpfenden Raupen fressen sich in die Blüte hinein. Nach gut zwei Wochen lassen sich die Raupen fallen und von Ameisen der Art Myrmica rubra in ihr Nest tragen. Die Ameisen halten die Raupen aufgrund von Aussehen und Geruch für ihre eigenen Larven. Im Nest ernährt sich die Raupe räuberisch von Eiern und Ameisenlarven, gibt aber im Gegenzug eine zuckerhaltige Lösung an die Ameisen ab. Dort verbringt die Raupe auch den Winter und verpuppt sich im Nest im folgenden Frühjahr. Nach dem Schlupf verlässt der Falter den Ameisenbau und begibt sich auf die Suche nach dem Großen Wiesenknopf, um dort Nektar aufzunehmen und nach der Paarung wieder Eier abzulegen.

Damit der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling seinen Lebenszyklus erfolgreich absolvieren kann, ist es wichtig, dass Flächen auf denen der Wiesenknopf wächst nicht zu früh und am besten erst im September gemäht werden. Leider wurde 2022 auf einer großen Fläche, die zum Bad Homburger Golfclub gehört, zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt gemäht, so dass dort in der Folge keine Falter beobachtet werden konnten. Der BUND setzt darauf, dass der Golfclub, der dort aktiv mit einer Informationstafel über diese Schmetterlingsart informiert, im nächsten Jahr stärker darauf achtet, die betreffenden Flächen angemessen zu pflegen, um diesen seltenen Tieren und anderen Arten mit ähnlichen Standortansprüchen den Lebensraum zu erhalten. 

 

 (Dr. Mareike Possienke/naturalium.de)

Oktober: Wenn die Tage kürzer und die Nächte kälter werden, versuchen verschiedene Tiere, sich einen Unterschlupf für den Winter zu suchen. Manche dringen dabei auch in Häuser und Wohnungen ein, wo sie lästig werden können. Unter anderem die aus Asien eingeschleppte Marmorierte Baumwanze (lat.: Halyomorpha halys) sucht nach offenen Fensterspalten und Türritzen. Sie sammeln sich oft auch in größerer Anzahl in und an Gebäuden. Erst seit etwa 2011 verbreitet die Art sich von Süddeutschland aus in Richtung Norden, ist jedoch mindestens seit 2020 auch in Bad Homburg etabliert. Im August schlüpfen die jungen Tiere aus den Eiern und entwickeln sich über fünf Nymphenstadien zum erwachsenen Insekt. Es handelt sich um eine relativ große Wanzenart, die auf den ersten Blick der heimischen Grauen Gartenwanze (lat.: Rhaphigaster nebulosa) ähnlich sieht. Bei genauerer Betrachtung kann man aber erkennen, dass der tierische Neubürger den ersten weißen Ringel auf den Antennen im ersten Knick und nicht vor dem ersten Knick aufweist. Dazu kommen fünf helle Punkte auf dem Rücken (auf dem Schildchen), die die Gartenwanze nicht hat. Die Unterseite ist hell ohne dunkle Punkte und die transparenten Flügel weisen Streifen anstatt Punkte auf. Mit ein wenig Übung kann man die beiden Arten bald leicht unterscheiden.

Die Marmorierten Baumwanzen haben in Deutschland kaum natürliche Feinde und verbreiten sich dementsprechend rasant. Sie können in der Landwirtschaft nennenswerte Schäden anrichten, da sie an zahlreichen Früchten saugen und diese dabei deformiert werden. Chemische Bekämpfungsmaßnahmen wirken ebenfalls kaum. Hoffnung werden derzeit auf ein Parasitoid aus Asien gesetzt: die Samuraiwespe (lat.: Trissoicus japonicus). Aktuell hilft im eigenen Zuhause nur, die lästigen Tiere einzufangen und nach draußen zu befördern.

Naturbeobachtung Kontakt

Dr. Mareike Possienke

Dipl.-Biologin
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