Naturnahe Heckenpflege am Kohlberg – Teil 2
Notwendige Maßnahmen um das Verschwinden des Biotops Hecke zu verhindern
Die BUND Ortsgruppe Schmitten hat am 23.11.2024 eine weitere Sektion der Kohlberghecken bearbeitet.
Eine neu errichtete Informationstafel erklärt, warum die Maßnahmen für die gesunde Entwicklung der Hecken so wichtig sind. Bürgermeisterin Julia Krügers kam zur Einweihung der Tafel.
Hecken sind wichtige Biotope und Lebensräumme für viele Arten am Randbereich von Wäldern und Wiesen. Hier tummeln sich viele Vögel, kleine Säuger sowie auch Amphibien und Reptilien und sehr viele Insekten. Die Hecken bieten im idealen Zustand ein großes Nahrungsreservoir mit vielen blühenden Wildstauden und früchtetragenden Sträuchern.
Durch verschiedene Einflüsse geraten die Hecken aber nach einiger Zeit in einen degradierten Zustand, der sich ungünstig auf die Erhaltung des Biotops auswirkt, wie auch hier am Schmittener Kohlberg zu beobachten:
- Überalterung: Altes und krankes Gehölz bricht zusammen, die Sukzession bringt danach eher Bäumen bessere Überlebensaussichten, die mit ihrem Überhang den kleineren Pflanzen das Licht wegnehmen und so eine Änderung der Flora bewirken. Wenn insgesamt zu viele überalterte Sträucher und Bäume vorhanden sind, ist eine Verjüngung aus eigener Kraft nicht möglich.
- Schnittmaßnahmen: Werden Hecken vom Wege aus mit einem Schlegelwerkzeug geschnitten, passiert das oft technisch bedingt mit einem ungünstigen Winkel des Schnittwerkzeugs. Die Heckenform erzeugt dann einen Überhang und verringert unten den Lichteinfall.
- Ablagerung von Aushub: Die Starkregenereignisse der letzten Jahre machten es notwendig, die Entwässerungsgräben mehrfach auszubaggern. Die Pflanzen und Büsche wurden durch den Aushub teilweise geschädigt oder komplett zerstört.
Die Aktion wurde am 23.11.2024 an einem ausgewählten Bereich durchgeführt mit freiwilligen Helfern und organisiert vom BUND Schmitten, in Abstimmung mit der Gemeinde Schmitten, dem Grundstückseigentümer Andreas Kratz und basierend auf dem Fachwissen von Fr. Dr. Simone Kilian und dem Naturgarten e.V.
An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an alle Helfer und an der Organisation Beteiligten!
Naturnahe Heckenpflege von frei wachsenden Naturhecken
Eine frei wachsende Hecke wird nicht regelmäßig geschnitten. Die Sträucher entfalten ihre natürliche Wuchsform. Um jedoch die Weiterentwicklung zum Laubmischwald (bei linearen Strukturen zur Baumreihe) und damit das Verschwinden des Biotops Hecke zu verhindern, muss alle 10-15 Jahre ein Pflegegang erfolgen.
Früher wurden Hecken in offenen und halboffenen Landschaften durch regelmäßige Beweidung durch große Pflanzenfresser wie Wildrinder, Wildpferde, Elefanten und Nashörner (vor ca. 200 000 Jahren in Europa) in ihrem Artenreichtum entwickelt.
Ein Pflegegang des ‘Auf-den-Stock-Setzens‘ ahmt dies nach. Die vergreisten Sträucher verjüngen sich dadurch und blühen und fruchten wieder besser.
Dennoch ist dies ein gravierender Eingriff und sollte nur nach bestimmten Regeln erfolgen:
- alle 10-15 Jahre; der Pflegeaufwand insgesamt wird dadurch deutlich reduziert
- zwischen 1. Oktober und 28. Februar, bei frostfreiem Wetter
- abschnittsweise (nur 10-15 m lange Stücke und nie mehr als die Hälfte der Hecke gleichzeitig), sodass verschiedene Entwicklungsstadien einer Hecke nebeneinander vorhanden sind
- Straucharten bestimmen und Rückschnitt je nach Verträglichkeit durchführen
- Schnitt ca. 15 cm über dem Wurzelstock
- saubere Schnitte mit scharfem Schnittwerkzeug; glatte Schnittflächen weisen nach außen
- einige Bäume und schnittempfindliche Sträucher als ‘Überhälter‘ stehenlassen
- Totholz wenn möglich nicht abtransportieren; Totholzhaufen, Totholztipis, Käferkeller, Benjeshecken/Totholzmauern/Totholzsofas… bauen
- besonders totholzreiche Abschnitte nicht schneiden
- wenn Totholz abtransportiert werden muss, dann unverzüglich, bevor sich Tiere einnisten
- freie Erdstellen mit vor Ort vorhandenen Wildstauden als Heckensaum einsäen
- die Artenvielfalt der Hecke durch Strauchsaatgut aus der Nachbarschaft ergänzen
- ideal für die Artenvielfalt wäre ein Heckenkern mit Mantel und Saum ohne senkrechten Flankenschnitt
- aus Sicherheitsgründen kann im Siedlungsraum ein Auslichtungsschnitt durchgeführt werden: abgestorbene, kranke, ineinander wachsende Äste entnehmen
- einzelne besonnte, tote, aufrechte Hartholzstücke mit Bohrungen (2-10 mm), und Dachplatte versehen, als Wildbienennisthilfe
- Bündel aus hohlen und markhaltigen Stängeln als Wildbienennisthilfe in der Fläche belassen
Beispiel: Heckenpflege Am Kohlberg in Schmitten
Die seitlichen Hecken entlang der Straßengräben sind überaltert. Viele Äste sind abgestorben. Es dringt kaum Licht zu den unteren verkahlten Zweigen. Es wurden in der straßenbegleitenden Hecke am Kohlberg meist gut schnittverträgliche Arten identifiziert: Haselnuss, Schwarzer Holunder, Schlehe, Eberesche, ... Diese sollten abschnittsweise ‘Auf-den-Stock-gesetzt‘ werden.
Die mäßig schnittverträglichen Arten wie Wildrosen und Weißdorn, sowie einzelne große Bäume sollten nur ausgelichtet und als ‘Überhälter‘ stehen bleiben.
Invasive Arten wie die Mahonie sollten ausgegraben und über den Restmüll entsorgt werden.
Exemplare der geschützen Europäischen Stechpalme Ilex aquifolium sollten nicht geschnitten und gezielt gefördert werden.
Samen der Zypressen-Wolfsmilch und von Königskerzen und anderer Arten, die vor Ort identifiziert wurden, können auf lockeren freien Bodenstellen oberflächlich ausgesät und angedrückt werden.
Quelle: Der sanfte Schnitt, Schonend schneiden im Naturgarten, Ulrike Aufderheide, pala Verlag Naturgarten – Seite des Naturgarten e.V.
Erfolgreiche Mitmach-Aktion zur Heckenpflege am Kohlberg am 27. Januar 2024
Anbei einige Eindrücke der Mitmachaktion zur Heckenpflege am Kohlberg am 27. Januar 2024, die ein voller Erfolg war.
Um 10:00 Uhr versammelten sich die Teilnehmer und Frau Dr. Kilian führte mit anschaulichen Bildern, Skizzen und Beispielen in das Thema ein.
Um 11:00 ging es mit den Schnittmaßnahmen dann los.
Es wurde ein 90m langer Heckenstreifen in ca. 10m-Abschnitte und abwechselnd in Sektionen A,B,C aufgeteilt.
Für dieses Jahr wurden die drei A-Sektionen beschnitten und mit regionalem Saatgut und Setzlingen vorbereitet.
Der Rest bleibt stehen und kommt im nächsten bzw. übernächsten Jahr an die Reihe.
Eine Sektion ist fast fertig, aufbereitet mit Käferkeller, Igel-Tipi und Totholzstämmen, die noch zu Wildbienen-Hotels aufgebohrt werden.
(Das ist übrigens noch eine Aktion, die für am Sonntag 28. Januar mit tatkräftiger Unterstützung einiger Kinder stattfand.)
Dank der zahlreichen Helfer kamen wir in zwei Stunden schon sehr weit, sodass von 13:00-14:00 Uhr noch die leckeren Suppen und der Kuchen genossen werden konnte.
Ganz herzlichen Dank an alle Helfer und an der Orga beteiligten!
Und ganz besonders möchten wir uns bedanken bei:
- Frau Dr. Simone Kilian für den hervoragenden Vortrag,
- Iris Sachs, die uns auf dem Pyrolysekocher eine leckere Kartoffelsuppe gekocht hat,
- Heike Degen für die ebenso leckere Kürbissuppe,
- Andreas Kratz, bei und mit dem wir die Aktion überhaupt erst durchführen konnten,
... und natürlich bei unserer Bürgermeisterin, Julia Krügers, die sich extra Zeit genommen hat, uns zu besuchen!
Bis zur nächsten Aktion. Bei Interesse gerne melden an martin.degen(at)bund-hochtaunus.de und auch weitersagen...
Waldzustand Hochtaunus
Gemeinsam mit Revierförster Axel Dreetz haben wir uns ein Bild vom Zustand des Waldes um Schmitten gemacht. Von besonderer Bedeutung ist hier der Schädlingsbefall, der nun sowohl auch 160-180 Jahre alte Buchen betrifft. Da in einigen Bereichen inzwischen etwa die Hälfte des Altbestandes betroffen ist, und nun auch Gefahr für Wanderer durch abfallende Äste besteht, ist massive Flächenrodung notwendig. Hiermit soll die Ausbreitung der Borkenkäfer verhindert werden.
Im Taunus werden vorrangig Bereiche gerodet, die vom Borkenkäfer befallen sind. Da die einzelne Untersuchung der Bäume sehr zeitintensiv ist, werden die Förster bei deutlich erkennbaren Trockenschäden durch die Forstwirte und Maschinenführer unterstützt. Diese Rodungen werden durch Unternehmen durchgeführt und von Hessen-Forst überwacht. Da die Flächen schnell wieder zuwachsen, ist das Wild langfristig kaum betroffen, und Trockenholzbäume werden bewusst für z.B. Spechte und Fledermäuse stehengelassen.
Hoffnung liegt im Umbau des Waldes auf mehr Mischwald mit klimaresistenteren Baumarten, der schon einige Jahre im Gange ist. Dies ist auch für Holzernte-Unternehmen wichtig, da der absterbende Wald hier insbesondere Sorgen um Arbeitsplätze bereitet.
Obwohl Initiativen zur Wiederaufforstung im Gange sind, besteht immer noch die Sorge, dass das Baumsterben weitergeht. Um dies zu verhindern, müssen jedoch die entsprechenden Daten vorliegen, damit die Faktenlage klar ist. Daher unsere Forderung an die lokale Politik: Es Bedarf einer intensiven Beobachtung, Analyse und transparenter Information über den Zustand des Waldes. Ein Vorbild für die lokale Ebene kann hier die Bundeswaldinventur vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sein. Insgesamt müssen die erforderliche Mittel für detaillierte Bestandsaufnahmen und Analysen bereitgestellt werden, damit dem Baumsterben entsprechen angegangen werden kann.