Altlasten: Ewigkeitschemikalie PFAS auch im Hochtaunuskreis

Internationale journalistische Recherche veröffentlicht sogar Hotspot in Friedrichsdorf.

Weitere Funde auch in Schlossborn, Kronberg, Bad Homburg Ober-Eschbach und Ober-Erlenbach, Oberursel (Weisskirchen)

Das wissenschaftlich validierte Projekt: The Forever Pollution Project – Journalists tracking PFAS across Europe (https://foreverpollution.eu/) hat am 23. Februar 2023 europaweit die Ergebnisse der Recherchen veröffentlicht, die aufzeigen, dass die Ewigkeitschemikaliengruppe auch im Taunus zu finden ist.

Die Chemiegruppe der PFAS (per- oder polyfluorierte Alkylverbindungen) ist besonders gefährlich, da sie in der Natur nicht vorkommt und sie deswegen nicht von natürlichen Organismen abgebaut werden kann.

Wenn sie hergestellt wird, gelangt sie relativ schnell durch Abwasser und Abfall in die Umwelt (Luft, Wasser, Boden) und reichert sich im Körper von Lebewesen sowie in Böden an. Die Chemikaliengruppe wird für vielfältige Erkrankungen verantwortlich gemacht. Diese gehen von Krebsentstehung über Hormonstörungen bis zu verminderter Wirkung von Impfstoffen bei Kindern.

Der BUND Bundesarbeitskreis Boden/Altlasten beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Thematik und hat schon im Jahr 2021 ein Hintergrundpapier veröffentlicht, in dem klare Forderungen stehen.

Dr. Claudia von Eisenhart Rothe, Mitglied des Arbeitskreises Altlasten auf hessischer und auf Bundesebene:

„Der BUND hat ein Verbot der Herstellung dieser Produktgruppe gefordert, sowie die Wirkweise und die Messmethoden analysiert. Deutschland und weitere europäische Länder fordern aktuell ein Verbot der Her-stellung von 10.000 Stoffen aus der Gruppe der PFAS. Dagegen wehrt sich die chemische Industrie.“

PFAS kommen in beschichteter Outdoor-Bekleidung, als Beschichtung von Pfannen, Backpapier, Klebepapieren, Pizzakartons uvm. vor (siehe z.B. Markenbegriffe wie Teflon und Goretex). Es ist heutzutage fast unmöglich, nicht mit PFAS in Kontakt zu treten. PFAS wurden auch zur Brandbekämpfung eingesetzt.

Besonders gravierend sind die Kontaminationen an Orten, an denen bei Großbränden Löschschaum eingesetzt wurde oder dort, wo Schlacken aus der Papierindustrie auf Landwirtschaftliche Flächen ausgebracht wurden, wie im Kreis Rastatt in Baden-Württemberg. Ebenso können hohe Konzentrationen in der Umgebung von PFAS-herstellenden Fabriken wie in Altötting (Bayern), nahe Galvanikbetrieben u.a. gemessen werden.

Der BUND Kreisverband Hochtaunus ruft alle Kommunen dazu auf, in ihrem Zuständigkeitsbereich zu recherchieren, wo es Kontaminationen geben könnte. Die PFAS-Gehalte in Grundwasser und Trinkwasser können dazu Hinweise liefern. Der Grenzwert für Trinkwasser beträgt heutzutage 0,1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser.

In Muttermilch und Blut von Menschen, die unwissentlich in kontaminierten Gebieten leben, können PFAS nachgewiesen werden. Stillende Mütter sollten im Blut nicht mehr als 6,9 Mikrogramm pro Liter PFAS aufweisen, wenn die PFAS-Konzentration im Blut gestillter Kind nicht die Grenzwerte überschreiten soll.

Der BUND bietet den Kommunen im Hochtaunuskreis an, sie zum Thema PFAS anhand einer gut verständlichen Präsentation des BUND AK Altlasten zu informieren.

Fragen beantwortet:

Dr. Claudia von Eisenhart Rothe

 

Quellen:

Stillende Mütter:

www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Themen/Stillkommission/2021-01-28_Stel-lungnahme-NSK_PFAS.pdf

Veröffentlichungen der ARD, des NDR und des WDR

www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/pfas-chemikalien-deutschland-101.html daserste.ndr.de/panorama/archiv/2023/Jahrhundertgift-PFAS-Wie-verseucht-ist-Deutschland,pfas104.html www.tagesschau.de/ausland/amerika/us-chemikalien-101.html

ORIGINAL!!

Interaktive Standortkarte von Europa des Le Monde:

www.lemonde.fr/en/les-decodeurs/article/2023/02/23/forever-pollution-ex-plore-the-map-of-europe-s-pfas-contamination_6016905_8.html

(Weiter unten, Zoom aktivieren, dann kann man sich jeden Standort anschauen

Umweltbundesamt:

www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikatio-nen/uba_sp_pfas_web_0.pdf

Hintergrundpapier des BUND von 2021:

www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/che-mie_fluorchemikalien_hintergrund.pdf

Altlasten in Oberursel / Dossier Altlast Eppsteiner Straße 2014

Modellzeichnung der unter der Eppsteiner Straße vorhandenen Kontamination mit LHKW - mittlerweile ist der Boden saniert, das Grundwasser nach wie vor schwerst kontaminiert Dank für die Zeichnung an Bernd Lokki  (Bernd Lokki / Bernd Lokki für den BUND)

Oberursel hat eine lange Industriegeschichte. 

Details dazu finden sich hier...   bei Ursella info.

Leider geht mit dieser spannenden und wechselvollen Geschichte auch die Kontamination von Böden und Grundwasser einher.

Erst in den 1970er Jahren entstand die Umweltgesetzgebung, die zum Schutz von Mensch und Tier sowie aller natürlichen Ressourcen entwickelt wurde.

Der BUND Oberursel musste leider mehrere Altlasten-Fälle bearbeiten. Das schwierigste Kapitel war bislang die "Altlast in der Eppsteiner Straße". Alle betreffenden Dateien sind auf der alten Webseite gespeichert und werden demnächst hierher umgezogen.

Hier findet sich das 2. Dossier zur "Altlast in  der Eppsteiner Straße"

Demnächst gibt es dazu ein Update.

Neuere Fälle betreffen meistens kontaminierte Gelände, die bebaut werden sollen.

Sollten Sie Fragen zu diesen Themen haben, so wenden Sie sich gerne an uns.

 

Neumühle - geschichtsträchtiger Boden - schwer kontaminiert

Das Baugebiet Neumühle am Zimmersmühlenweg (am Urselbach) ist eine schwerst kontaminierte Fläche.

Hier findet sich unsere neueste Pressemitteilung zum Thema.

 

Rechstwidrige Einleitung von Baustellenwasser in den Urselbach  (Ch v Eisenhart)
Einleitung von Baustellenwasser in den Urselbach
Zugeschüttete Einleitungsstelle 9.6.2021