Frankfurt/Wiesbaden.
Das Lockstock-Monitoring des hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) lief seit Anfang Februar und ist nun beendet.
Mit 50 Lockstöcken wurde der Wildkatzenbestand systematisch erfasst, um so Rückschlüsse auf die Populationsdichte und genetische Merkmale der heimischen Samtpfote ziehen zu können. Die Aktion wurde von den Forstämtern Weilrod, Weilmünster, Wiesbaden-Chauseehaus und Königstein tatkräftig unterstützt.
Auf einer Fläche von 100 Quadratkilometern wurden die Lockstöcke durch Försterinnen und Förster, Jägerinnen und Jäger sowie Freiwillige des BUND sorgfältig nach Haaren der Wildkatze abgesucht.
„Bei insgesamt 500 Kontrollen konnten 180 Haarproben gesichert werden“, verrät Susanne Steib, Projektmanagerin beim BUND Hessen. „Das ist eine sehr gute Ausbeute. Ob es sich dabei ausschließlich um Wildkatzenhaare handelt, wird die genetische Untersuchung zeigen, die der Fachbereich Wildtiergenetik der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung durchführt. Denn erfahrungsgemäß reiben sich nicht nur Wildkatzen an den Stöcken, sondern auch Reh, Wildschwein und andere Wildtiere.“
Neben der Arterfassung werden genetische Profile der verschiedenen Wildkatzen erstellt, um die Populationsdichte im Gebiet schätzen sowie deren Populationszugehörigkeit und Wanderbewegungen erfassen zu können.
Thomas Götz, stellvertretender Forstamtsleiter des Forstamts Weilrod: „Wir rechnen im Herbst mit den ersten Ergebnissen und sind schon sehr gespannt, wie es um die Wildkatzenpopulation im Taunus bestellt ist. Nicht nur von Seiten des Forstamts, das übrigens die Wildkatze als Paten-Tier hat, habe ich die Aktion gerne unterstützt. Ich war selbst Lockstockbetreuer und habe jede Woche gespannt meine Lockstöcke abgesucht. Ein bisschen fühlt man sich dabei wie Sherlock Holmes.“
„Die Wildkatzenerfassung im Taunus ist Teil eines bundesweiten Monitorings, das vom Bundesamt für Naturschutz initiiert wurde. In dem Untersuchungsgebiet kann beobachtet werden, wie sich der Wildkatzenbestand über die Jahre entwickelt.
Die Ergebnisse fließen in die Bewertung des Erhaltungszustands der Wildkatze in Deutschland ein“, erklärt Yvonne Henky, Wildkatzen-Expertin des HLNUG. Dieser wird in regelmäßigen Abständen an die EU gemeldet. Die Wildkatze ist laut Bundesnaturschutzgesetz „streng geschützt“ und im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet.
In Hessen leben schätzungsweise wieder rund 1.000 Wildkatzen. Einst durch massive Bejagung fast ausgerottet, steht die Art heute unter strengem Schutz und kann sich langsam wieder ausbreiten. Zahlreiche überfahrene Tiere belegen jedes Jahr, dass heutzutage die größte Gefahr für die heimische Samtpfote vom Straßenverkehr ausgeht.
Daher spiele die Vernetzung der Wälder und die Möglichkeiten einer gefahrlosen Überquerung von Straßen für das Überleben der Wildkatze eine entscheidende Rolle, erklärt Susanne Steib: „Sind Wälder durch grüne Korridore miteinander vernetzt, können Wildkatzen gefahrenfrei wandern und damit ist ein genetischer Austausch zwischen den verschiedenen Populationen möglich.“
Derzeit hindern die Wildkatze vor allem Autobahnen, Straßen und ausgeräumte Ackerlandschaften an der Wiederausbreitung.
Rückfragen beantworten Ihnen:
BUND Hessen: Susanne Steib, E-Mail: susanne.steib(at)bund-hessen.de, Tel: 069/677376-16
HLNUG: Yvonne Henky, E-Mail: naturschutz(at)hlnug.hessen.de, Tel.: 0641/200095-18
Zur Übersicht